« Comprendre et non pas accuser, sans pardonner »

Dans son livre In den Augen meines Großvaters (« Dans les yeux de mon grand-père », 2004), Thomas Medicus tente de reconstituer les derniers mois dans la vie de son grand-père Wilhelm Crisolli, général de la Wehrmacht tué par des partisans en septembre 1944 en Toscane. L'entretien questionne les possibilités de l’approche de cette biographie par le petit-fils, interroge les modalités d’écriture, le style et quelques thèmes récurrents comme la description du paysage. On s’aperçoit du regard différent que porte ici la « troisième génération » sur le passé, un regard où la simple condamnation morale est remplacée par la tentative de comprendre, sans toutefois excuser ou relativiser les crimes.

In seinem Buch In den Augen meines Großvaters (2004) versucht Thomas Medicus, die letzten Monate im Leben seines Großvaters, des Wehrmachtsgenerals Wilhelm Crisolli, der im September 1944 in der Toskana von Partisanen getötet wurde, zu rekonstruieren. Das Gespräch hinterfragt die Möglichkeiten der Annäherung an diese Biographie durch den Enkel und interessiert sich für die Modalitäten des Schreibens, den Stil sowie einige rekurrente Themen wie z. B. die Landschaftsbeschreibung. Insgesamt wird der veränderte Blick der„dritten Generation" auf die Vergangenheit deutlich, dem nicht die schnelle moralische Verurteilung zugrunde liegt, sondern der Versuch zu verstehen, ohne dabei die Verbrechen zu entschuldigen oder zu relativieren.

résumés
version française
version allemande

Nicht anklagen, sondern verstehen – aber nicht verzeihen

Fragen von Carola Hähnel-Mesnard an Thomas Medicus

C.H.-M.: Ihr Buch versucht neben dem Schicksal Ihres Großvaters einen Erkenntnisprozess im Umgang mit der Vergangenheit nachzuzeichnen. Dem Versuch der Einfühlung „um der größtmöglichen Authentizität der Erfahrung willen“, des Nachempfindens von Gefühlen, die Ihr Großvater hätte empfinden können – der Tabubruch der Einfühlung in den „Täter“ wirkt zunächst irritierend – folgt der Rückgriff auf historische Quellen und die Befragung von Zeitzeugen, um die Umstände des Todes des Großvaters in Italien zu rekonstruieren. Den dabei aufkommenden Rätseln und Unstimmigkeiten der Zeugenaussagen setzen Sie die Mittel der Fiktion entgegen.
Welche Rolle spielt für Sie Fiktionalität bei der Rekonstruktion von Vergangenheit?

Lassen Sie mich zunächst zum Thema Empathie und anschließend etwas zum Problem der Authentizität sagen. Von hier aus können wir leichter zum Thema „Fiktionalität“ übergehen. Sich in einen „Täter“ „einzufühlen“ hat bei einigen deutschen Kritikern tatsächlich Verwirrung ausgelöst. „Darf man so weit gehen?“ lautete die rhetorische Frage in diesem Zusammenhang. „Warum nicht“ bzw. „Wer oder was verbietet solch ein Vorgehen?“ lautet meine gleichermaßen rhetorische Gegenfrage. Sich in moralisch fragwürdige oder gar böse Figuren hineinzudenken, ist ja das tägliche Brot von Schriftstellern oder Drehbuchautoren, und natürlich hat sich auch schon eine Reihe von Historikern in manch üble Figur der Weltgeschichte hineinversetzt. Warum sollte der Nationalsozialismus davon ausgenommen sein? Einer der Gründe für solche Tabuisierungen ist das populäre Missverständnis, Empathie sei subjektiv und dies wiederum affirmativ, „kritisch“ seien allein „sachliche Darstellungen“. Wer sich, wie ich, seinem Großvater, empathisch nähere, so die Befürchtung oder auch Unterstellung, empfinde Sympathie und gerate damit in inakzeptable moralische Untiefen. Solche Gleichungen halte ich allerdings für grundfalsch, für mich auch ein Grund, den im Deutschen leicht missverständlichen und zum Kitsch neigenden Begriff der „Einfühlung“ am liebsten gar nicht zu verwenden.
Warum habe ich dennoch den Weg der Empathie gewählt? Zu Anfang meiner Recherchen wusste ich über meinen Großvater fast nichts, ich wusste nur, dass er 1895 in Berlin geboren worden und im September 1944 in Italien bei einem Partisanenüberfall ums Leben gekommen war. Wollte ich möglichst viel über Wilhelm Crisolli erfahren, blieb mir nur eine Annäherung, die sich nicht allein auf das Sammeln bloßer Fakten beschränken durfte. Wie der Titel meines Buches sagt, riskierte ich das Experiment, herauszufinden, mit welchen Augen der Berufsoffizier, der mein Großvater war, seine Welt betrachtet hatte und welche Erfahrungen ich seinem auf diversen fotografischen Porträts festgehaltenem Blick ablesen konnte. Es ging mir dabei nicht allein um die Mentalitätsgeschichte eines Offiziers, der drei Armeen gedient hatte, der des Kaiserreichs, der Weimarer Republik wie dem nationalsozialistischen Deutschen Reich. Mir war auch daran gelegen, mich als Enkel und Autor nicht von Anfang an über meinen Großvater zu erheben und mir ein Zeugnis moralischer Überlegenheit dadurch auszustellen, dass ich Wilhelm Crisolli in meinem Buch als Personifikation des Bösen präsentiere. Das wäre nichts als ein gängiges Klischee gewesen und hätte zudem mein Erkenntnisinteresse eingeschränkt.
Was mich am meisten interessierte, war die Frage, wo dieser beschwiegene Großvater im familiären Nachkriegsgedächtnis geblieben war und welche bewusste oder unbewusste Rolle er für die einzelnen Familienmitglieder spielte. Wie sehr mein militärischer Herkunftskomplex, dem ich erst durch mein Buch auf die Spur kam, meine Sozialisation beeinflusst hatte, war auch für mich erstaunlich festzustellen. In den fünfziger Jahren nahm dieser Komplex eine zivile Form an und hat das familiäre Bewusstsein, einer sozialen Elite anzugehören, die vom Krieg nichts, von Militär wenig, von Bildung, Wohlstand und Etikette aber umso mehr erwartete, stark beeinflusst. In meinem Buch spielt mein militärischer Großvater deshalb unter anderem auch so etwas wie die Rolle eines Alter ego. Sein Kriegshandwerk schreckte mich zwar lange, zu meinem eigenen Erstaunen und im Widerspruch zur Zivilität meiner Erziehung entdeckte ich, dass mich seine soldatische Männlichkeit auch unbewusst fasziniert hatte. Wer sich nicht allein mit Fakten begnügt, kann irgendwann auch Phantasmen nicht mehr aus dem Wege gehen.
An dieser Stelle kommt die Funktion der Fiktionalisierung ins Spiel. Sie geschieht durchweg auf der Grundlage von Fakten, hat also mit der literarischen Erfindung vollständig fiktionaler Wirklichkeiten nichts zu tun. Vom Begriff der Authentizität mache ich deshalb eher nur ironischen Gebrauch. Wie der in Hamburg lebende österreichische Schriftsteller Norbert Gstrein treibe auch ich ein „Spiel mit Fakten und Fiktionen“. Nach authentischer Erfahrung sehne ich mich nur in dem Bewusstsein, dass ich solch eine Erfahrung nicht erlangen werde. Fiktionalisierung ist ein wesentliches Hilfsmittel meiner Rekonstruktionsversuche. Mir ging es um die Konkretisierung historischer Vorgänge, generationenübergreifender Sozialisationen, aber auch um langfristig wirksame Wahrnehmungsprägungen meines Großvaters. Zum Beispiel behaupte ich in meinem Buch, Wilhelm Crisolli nehme die Toskana mit den Augen des kaiserlichen Jägeroffiziers wie auch preußischen Junkers wahr. Den Zweiten Weltkrieg missverstehe er dadurch als Wiederkehr des Großen Krieges, die Toskana nehme er nach Maßgabe der kleinadelig-bürgerlichen Welt Hinterpommerns wahr, die in den Zwanziger Jahren bereits im Niedergang war. Beweisen lassen sich solche Missverständnisse weder durch Zeugenaussagen noch mit Hilfe irgendwelcher Unterlagen aus dem Familienarchiv. Wenn man die sozialen Verhältnisse Ostelbiens in der Zwischenkriegszeit sowie deren Geschichte kennt, ist diese Annahme aber durchaus plausibel. Darüber hinaus mache ich das spezifische Verhältnis des kaisertreuen Jägeroffiziers Crisolli auch für die Härte seines Partisanenkampfes in der Toskana des Jahres 1944 verantwortlich. Auch für diese These wäre ein wissenschaftlicher Beweis schwer zu finden, mit Hilfe literarischer Fiktion lässt sich dieser Zusammenhang aber schlüssig behaupten.
Daraus ergibt sich eine weitere wichtige Funktion der Fiktionalisierung. Weil sie sich als solche selbstreflexiv kenntlich macht, wird dem Leser nicht suggeriert, die hier geschilderte Wirklichkeit sei der des Archivs, der Geschichtswissenschaft oder auch der durch Empathie gewonnenen Gefühlswelten über- oder unterlegen. Die fiktionalen Passagen stehen gleichberechtigt neben anderen Textsorten, was mich interessiert, sind die Bruchlinien wie auch die Reibung, die dadurch entsteht. Außerdem möchte ich den Leser nicht bevormunden, sondern ihn an der Deutungsarbeit des Autors beteiligen. Das schafft bei Lesern, die eine moralische Botschaft erwarten, Missverständnisse. In Deutschland ist noch immer am erfolgreichsten, wer möglichst viele Schuldgefühle erzeugt.

C. H.-M.: Warum haben Sie für Ihr Buch eine genreübergreifende Form, eine Komposition aus kulturgeschichtlichem Essay, Autobiographie und Roman gewählt und welche Bedeutung messen Sie dieser Form zu?

Die gesamte Biographie meines Großvaters zu rekonstruieren, der zuletzt zwar General, dennoch kein historisch bedeutender Militär war, hat mich nie interessiert. Die Rekonstruktion irgendwelcher Ganzheiten halte ich für ideologisch, lineares Erzählen empfinde ich als langweilig. Was ist Anfang, was Ende, was das Ganze? Niemand weiß das. Es gab Kritiker meines Buches, denen der „historische Gesamtzusammenhang“ fehlte. Was das sein soll, weiß ich nicht. Das Wiederholen bekannter Geschichtsverläufe oder die Übertragung irgendwelcher Geschichtsdaten auf die Biographie Wilhelm Crisollis? Komplettierungsbedürfnisse hielt ich für unsinnig, im Bewusstsein der Unabschließbarkeit meines Unternehmens begnügte ich mich mit Fragmenten. Aus diesem Grund stellte ich auch das biographische Bruchstück in den Mittelpunkt, das ich aus den wenigen Erbstücken, die ich beim Tod meiner Großmutter erhalten hatte, umrisshaft rekonstruieren konnte. Mein archivarischer Ausgangspunkt waren etwa fünfzig Fotografien, ein handgeschriebener Brief meines Großvaters, sein Wehrpass und Soldbuch sowie wenige andere Schriftstücke. Aus diesen Dingen ergab sich eine von Mai bis zum September 1944 währende Zeitspanne von dreieinhalb Monaten, die letzte Lebenszeit meines Großvaters in Italien. Was folgte, war der Versuch, dieses Material zu kontextualisieren. Allein mit den Aussagen der wenigen noch lebenden Zeitzeugen, die ich befragte, war das aber nicht zu bewerkstelligen.
Hauptgrund für die genreübergreifende Form ist eine Erinnerung, die sich auf sich selbst nicht mehr verlassen kann und durch den zeitlichen Abstand zu den historischen Ereignissen des Zweiten Weltkrieges selbstreflexiv geworden ist. Weil Erinnerung für uns weitgehend Geschichte geworden ist, umkreise ich auf labyrinthischen Umwegen meinen Gegenstand, versuche mich ihm dadurch anzunähern, dass ich meinen Großvater aus verschiedenen Blickwinkeln und mithilfe unterschiedlicher Gedächtnisspeicher betrachte. Die Erinnerungen meiner Mutter sowie deren Cousine, den letzten lebenden Familienmitgliedern, die Wilhelm Crisolli noch gekannt haben, montiere ich mit dem Aktenmaterial aus militärhistorischen oder anderen wissenschaftlichen Archiven, aber auch mit den Ergebnissen kritischer Geschichtsforschung. Aktenstücke, Zeitzeugenaussagen oder Fotografien erhielten dadurch die Qualität wechselseitiger Korrektive, die den strikten Gegensatz von dokumentarischen Fakten und Fiktionen trügerisch erscheinen ließen.
Ich wählte diese offene Form, um der Widersprüchlichkeit, Vielschichtigkeit, aber auch Zufälligkeit der Ereignisse gerecht zu werden. Moralische Leserunterweisungen ließen sich vor allem dadurch vermeiden, dass ich mein Recherchematerial möglichst nicht vereindeutigte. Das wird man auch vom Autor einer akademischen Generation, die an der Universität mit Dekonstruktion und Poststrukturalismus groß geworden ist, kaum anders erwarten. Eigentlich habe ich nichts anderes getan, als die Koordinaten des bundesdeutschen Erinnerungsdiskurses mit Elementen der literarischen Moderne oder philosophischen Postmoderne zu verschieben. Im Übrigen glaube ich, dass die Form der Erinnerung zukünftig von entscheidender Bedeutung sein wird. Woran wir uns erinnern sollen, wissen wir, aber wie und zu welchem Zweck, ist unklar.

C. H.-M.: Ihre Annäherung an die Vergangenheit erfolgt über die stark sinnliche Wahrnehmung von Landschaften, zunächst fast unbewusst über osteuropäische Erinnerungslandschaften, dann über die ganz gegensätzliche südländische Toskanalandschaft.
Haben Natur bzw. Landschaft eine metaphorische oder allegorische Bedeutung? Welche Rolle spielen für Sie Beschreibungen?

Meinen Blick auf Landschaften könnte man als gegenständliches Erinnern bezeichnen. Dieses Verfahren ergibt sich natürlich auch daraus, dass mein Buch zum Teil in das Genre der Reiseerzählungen bzw. Reiseerinnerungen fällt. Auf der Suche nach meinem Großvater verschlug es mich nach Polen, in das Baltikum, innerhalb Deutschlands von Berlin nach Franken und die Lausitz, vor allem aber in die Toskana. Wer als Deutscher nach Italien reist, tut das natürlich im Horizont einer reichen literarischen Tradition, erinnert sei nur an die italienischen Aufenthalte Goethes, Heines oder August von Platens, der in meinem Buch eine gewisse Rolle spielt, weil einer seiner Nachfahren zu den Stabsoffizieren Wilhelm Crisollis in Italien zählte. Einflussreich waren Eichendorffs „Taugenichts“, aber auch Hugo von Hofmannsthals „Andreas-Fragment“, das mich sehr lange beschäftigt hat und mich bis heute in Bann hält. Literarische Texte sind ja immer Gewebe aus verschiedenen Codes und Stimmen, in meinem Buch ist das nicht anders.
Poetologisch spielen Beschreibungen von Landschaften für mich eine eminent bedeutende Rolle. Ohne Landschaftswahrnehmung oder die Beschreibung von Landschaften wäre mein Schreiben wahrscheinlich gar nicht möglich. Als inspirierende Elemente stehen Landschaften an erster Stelle. Ich kommuniziere mit ihnen, versuche sie zu lesen, ihre Geschichte zu entziffern. Landschaften sind für mich Allegorien des Gedächtnisses, die wichtigsten Medien willkürlicher wie auch unwillkürlicher Erinnerung. Ich hebe historisch Schicht für Schicht ab und versuche in meiner Vorstellung, die sichtbaren Veränderungen rückgängig zu machen und dabei in der Zeit zurückzugehen. Gäbe es die Möglichkeit der Zeitreise, ich würde sie ergreifen. Das Beschreiben von Landschaften macht einen Großteil der Lust am Schreiben sowie der Arbeit am Text aus, weil es sich dabei um imaginäre Zeitreisen handelt. Ob sich das Ergebnis als Naturgeschichte bezeichnen lässt, will ich der Interpretation anderer überlassen. Wie sich in meinem Buch die „Dekonstruktion von Familienmythen an die Verabschiedung eines ästhetischen Landschaftsdiskurses bindet“, hat die am University College in Dublin lehrende Germanistin Anne Fuchs jüngst kenntnisreich erläutert.
Meine eigenen Überlegungen beim Schreiben meines Buches sahen so aus, dass ich mir die Biographie von Personen ohne die umgebende Landschaft gar nicht vorstellen konnte, in gewisser Weise betrachtete ich Person und Landschaft sogar als eine Art mythische Einheit. Landschaft ist für mich das ländliche bzw. kleinstädtische Gesellschaften maßgeblich prägende Element. Vielleicht verhält es sich auch ein wenig wie bei Fernand Braudel, in dessen Mittelmeer-Epos die Geographie zur Entdeckung einer „quasi unbewegten Geschichte“ führt. In meinem nächsten Buch, das seinen Mittelpunkt in Böhmen hat und von dort wieder nach Italien führt, aber auch bis in die Vereinigten Staaten ausgreift, werde ich dieses Verfahren abermals anwenden und auszuweiten versuchen. Nordböhmen wird dabei als Bäder-, Industrie-, Kriegs- wie Auswanderungslandschaft erscheinen, jede dieser Landschaften wird durch eine andere Biographie repräsentiert. Weil mein Blick auf Landschaften die in der Gegenwart anwesende Vergangenheit sichtbar zu machen versucht, sind auch Allegorien des Unvergänglichen im Spiel. Dass nichts vergeht, sondern in veränderter Gestalt wiederkehrt, ist dabei poetischer Grundsatz. Vielleicht ist das aber auch nur der Blick desjenigen, der wie ich auf dem Lande aufwuchs und es gewohnt ist, den Wechsel der Zeiten mittels verschiedener Landschafts- und Himmelszeichen zu deuten.

C. H.-M.: Sie fühlen sich der dritten Generation, der Enkel-Generation zugehörig. Wie würden Sie diese Generation definieren, die ja auch Autoren einschließt, die in den 60er/70er Jahren geboren wurden und die dadurch einen ganz anderen Erfahrungshorizont in Bezug auf die Vergangenheit haben?

Der dritten Generation gehöre ich natürlich nur in bezug auf meinen Großvater an, ein für mich hinsichtlich des Zweiten Weltkriegs allerdings maßgebliches genealogisches Verhältnis, da mein Vater schon vor 35 Jahren starb. Die verschiedenen Jahrgänge unterscheiden sich selbstverständlich voneinander. Die Kohorte der Enkelgeneration, der ich angehöre, nimmt eher eine Zwischenposition ein. Nicht nur zwischen Vater und Großvater, sondern auch auf der Schwelle zwischen kommunikativem und kulturellem Gedächtnis, manches ist für mich noch Erinnerung, vieles schon Geschichte. Die zwischen 1950 und 1960 Geborenen, zu denen ich gehöre, gelten als „Kinder des Konsums“. Zwar können wir uns noch an einige wenige Kriegsruinen in den großen Städten erinnern, prägend waren für uns jedoch das bundesdeutsche Wirtschaftswunder sowie der politische Machtwechsel 1969 von den Konservativen zu den Sozialliberalen. Die repräsentative Symbolfigur ist hier Willy Brandt. Maßgeblich war aber auch der Wertewandel hin zu einer Kultur der Selbstverwirklichung.
Diejenigen, die zwischen 1960 und 1970 geboren wurden, sind Kinder der Krise. Sie lernten Wirtschaftsrezessionen in Gestalt zweier Ölkrisen kennen und wurden durch ein wachsendes Bewusstsein vom Ende industriellen Wachstums bestimmt. Die Erfahrung des Nationalsozialismus spielt für die Lebensgeschichte der Konsum- wie Krisenkinder, die ja allesamt nach dem Krieg geboren wurden, naturgemäß keine entscheidende Rolle mehr. Was das Nachfolgebewusstsein ihrer Eltern und Großeltern wie auch ihr eigenes Lebensgefühl angeht, waren Zweiter Weltkrieg und Holocaust auf unterschiedliche Weise jedoch durchaus präsent. Ich zum Beispiel kann mich noch an das beredte Schweigen bzw. das verschwiegene Sprechen meiner Eltern wie meiner beiden Großmütter über die NS-Vergangenheit erinnern.
Bei der Suche nach meinem Großvater habe ich mich bewusst in eine genealogische wie generationelle Abfolge gestellt und dabei die verstörende Erfahrung in Kauf genommen, auch Kriegsverbrechen in das familiäre Gedächtnis aufnehmen zu müssen. Diese historische Perspektive des Generationenromans dürfte das den Büchern der Konsum- und Krisenkinder gemeinsame Element sein. Man will verstehen, nicht anklagen, dennoch nicht verzeihen, emotional alles in allem keine leichte Sache. Einschränkend muss allerdings gesagt werden, dass in Deutschland bislang die Bücher der heute 60- bis 65-jährigen Kriegskinder dominieren und die meisten dieser Publikationen selbsttherapeutischen Bekenntnischarakter besitzen. Die Familienromane jüngerer Generationen blieben bislang in der Minderheit, allmählich zeichnet sich aber auch hier eine Entwicklungsrichtung ab.
Meiner Einschätzung nach leitet der aktuelle Familienroman zu einer allmählich literarischen Darstellung der Zeitgeschichte des Zweiten Weltkriegs über. In der spanischen Gegenwartsliteratur sind die familiären Auswirkungen des Bürgerkriegs ja schon länger Gegenstand belletristischer Verarbeitung. In Deutschland gab es lange eine Art moralischen Wahrheits- und Authentizitätsgebotes, das sich als literarisches Bilderverbot auswirkte und entsprechende Darstellungen tabuisierte (die es dennoch gab). Sechzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat sich die Situation geändert, der 2004 erschienene Skandalroman „Endstufe“ eines Thor Kunkel wies aber nachdrücklich darauf hin, wie vermint dieses Gelände nach wie vor ist. Der Familienroman „Es geht uns gut“ des 1968 geborenen österreichischen Autors Arno Geiger, im letzten Jahr mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet, bedeutete demgegenüber einen echten literarischen Fortschritt. Weiter hoffen muss man allerdings auf neue, um die totalitäre Signatur des 20. Jahrhunderts bemühte Narrative. Von den Autoren der ersten Generation, einem Jorge Semprun etwa, könnten dabei zukünftige Schriftsteller, wie ich finde, viel lernen.

Welche Position nehmen Sie gegenüber solchen Kritikern ein, die Ihr Buch als „Rechtfertigungsliteratur“ bzw. „beschönigende Biographie der Vorfahren“ bezeichnen?

Alles, was ich bis jetzt gesagt habe, erübrigt eigentlich eine Antwort auf diese „Kritik“, aber auch deshalb, weil sie diffamierend ist. Jeder, der mein Buch gelesen hat, weiß, dass der Vorwurf der Beschönigung falsch ist. Gegen meinen Großvater führe ich ja unter anderem eine Art Indizienprozess, der nicht mit einem Freispruch endet. Die „Kritiker“, von denen Sie sprechen, zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie den Großteil meines Buches unterschlagen. Die Porträts der drei Frauen etwa, die drei unterschiedliche Arten des Beschweigens nationalsozialistischer Vergangenheit in der alten Bundesrepublik repräsentieren, kommen gar nicht vor. Auch die genreübergreifende literarische Form ist ihnen kein Wort wert, was allein interessiert, ist die Reduktion der Multiperspektivität und Vielstimmigkeit meines Buches auf einen „Nazi-Plot“.
Natürlich steht mein Großvater im Mittelpunkt, seine Beteiligung an Kriegsverbrechen wie die Aufklärung der italienischen Kriegsvorgänge ist mal mehr, mal weniger deutliches Leitmotiv. Was mich in diesem Kontext am meisten beschäftigte, waren aber die transgenerationellen Auswirkungen des Nationalsozialismus in einer deutschen Nachkriegsfamilie, also eine für meine Generation nicht untypische Strategie der Selbstaufklärung. Die Differenz zwischen den Erinnerungsdiskursen der zweiten und dritten Generation kommt aber bei den von Ihnen zitierten „Kritikern“ nicht vor, es scheint ihnen nicht einmal bewusst zu sein, dass es hier einen Generationenkonflikt gibt. Der für die Achtundsechziger typisch moralistische Diskurs der Anklage wird stattdessen normativ verwendet, wer anders denkt, verleumdet. Die dritte Generation führt aber einen anderen Vergangenheitsdiskurs und hat eine andere Reflexionsstufe erreicht als die längst in die Jahre gekommenen Altachtundsechziger. Der mit Reue, Sühne und Betroffenheit operierende Schulddiskurs der alten Bundesrepublik ist obsolet geworden und hat seine gesellschaftliche Bindungskraft eingebüßt. Wir leben im Zeitalter des Post-Gedächtnisses, in dem es – auch wegen des Abschieds der Zeitzeugen – kaum mehr individuelle Erinnerung oder Erfahrung gibt, die an die Epoche des Zweiten Weltkrieges unvermittelt anknüpfen könnte. Das nehmen die von Ihnen angesprochenen „Kritiker“ aber ebenso wenig zur Kenntnis wie die Veränderung der geschichtspolitischen Konstellation seit 1989. Inzwischen ist ja nicht nur die Epoche des Nationalsozialismus Geschichte, sondern sowohl die alte Bundesrepublik als auch die DDR. Unsere Wahrnehmung von Nationalsozialismus und Krieg ist also nur noch mittelbar, die Geschichtspolitiken der beiden deutschen Staaten, die ja eine jeweils unterschiedliche Antwort auf das NS-Reich darstellen, sind gleichermaßen obsolet wie historisch geworden.
Wer auf die Veränderungen eines nach 1989 entstandenen Erinnerungsdiskurses mit Vorwürfen der Beschönigung, Rechtfertigung oder gar Schuldrelativierung reagiert, zeigt nur, dass er die Deutungshoheit über die Geschichte des Nationalsozialismus längst verloren hat. Ich finde, wir befinden uns in einem Zustand produktiver Verunsicherung, in dem wir uns fragen müssen, welche symbolischen Repräsentationen die „deutsche Vergangenheit“ zukünftig erhalten soll. Neue selbstreflexive Erzählstrategien zeigen, dass es dabei nicht mehr um Vergangenheitsbewältigung geht, sondern um so etwas wie eine Ästhetik der Erinnerung. Der Missbrauch von Geschichte als sinnstiftende Ersatztheologie hat hoffentlich ausgedient.

C. H.-M.: Stellt Ihr Großvater für Sie eine Heldenfigur dar? Würde dann in Ihrem Familienroman Ihrem Vater, der ja auch 1939 eingezogen wurde, die Rolle des Antihelden zukommen?

T.M.: Ich würde gründlich missverstanden werden, wenn den Lesern meines Buches mein Großvater als Held erschiene. Ich hoffe, dass dieses Missverständnis gar nicht erst entsteht. Warum mein Großvater ein Held sein sollte, wüsste ich auch nicht zu sagen. Militärische Heldentaten, die es in der Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges zweifellos auch gegeben hat, sind in Deutschland ja immer insofern dubios, als sie der Legitimation eines totalitären Regimes, deren Angriffs- und rassistischen Weltanschauungskriegen dienten. Jeder militärische Ruhm hat in Deutschland bis heute einen schalen Nebengeschmack, militärische Helden sind unbeliebt, Kriegerdenkmäler, die es hierzulande natürlich auch gibt, sind eine zweischneidige Angelegenheit. Nein, mir kam es auf etwas ganz anderes an: Empathie spielt wie gesagt eine große Rolle, aber eher als Vorstufe einer anderen Darstellungsebene. Interessiert haben mich vor allem biographische Konstellationen in Kriegs- wie Nachkriegszeiten. Ein deutscher Wehrmachtsgeneral, der 1944 in der Toskana bei einem Partisanenüberfall tödlich verletzt wird, den italienischen Familiennamen Crisolli trägt – diese ebenso komplexe wie kontingente Konstellation erschien mir in all ihrer Faktizität als romanhafter Stoff, als literarische Herausforderung. Deshalb habe ich auch das Leben meines Großvaters von seinem rätselhaften Tod her versucht zu rekonstruieren, den genauen Hergang des Überfalls wie dessen Gründe kannte in meiner Familie niemand.
Eher wäre mein Großvater ein tragikomischer Held, sein Schicksal, auch sein Ende, ist teilweise so grotesk, dass man sogar lachen könnte. Die Komik eines fast fließend Italienisch sprechenden deutschen Wehrmachtsgenerals namens Wilhelm Crisolli, der in toskanischen Villen seine Quartiere aufschlägt, beim Tee gerne mit den Damen des Hauses konversiert, italienische Männer für Schlappschwänze hält und zuletzt zufällig einem Partisanenüberfall zum Opfer fällt, erscheint ausgedacht, ist aber historische Wirklichkeit. Meine Strategie, Konstellationen wie Situationen, in die Personen hineingeraten, zu akzentuieren, ist eigentlich antiheroisch und stellt den Versuch dar, dem geschichtlichen Alltag seine Banalität zurückzugeben. Deshalb ist auch mein Vater weniger Antiheld als Nebenfigur (die Darstellung seiner Biographie bliebe einem weiteren Buch vorbehalten), seine Funktion ist, eine andere Generation zu repräsentieren. Mein Vater war 1939 achtzehn Jahre alt, legte das „Notabitur“ ab und ging wenig später (als Sanitätsoffizier) an die Front. Als einer jener typischen Kriegsheimkehrer, die die militärische Niederlage Deutschlands in eine tiefe, lang anhaltende und vielleicht nie bewältigte Männlichkeitskrise stürzte, trägt er zugegebenermaßen Züge eines tragischen Antihelden. Um die Männlichkeit, die der im Kaiserreich geborene Preuße Wilhelm Crisolli noch viel ungebrochener leben konnte, war es 1945 ja endgültig geschehen. An meinem Vater hat mich am meisten der jähe Absturz einer bundesrepublikanischen Erfolgsbiographie interessiert, in der sich der Zweite Weltkrieg fast unkenntlich eingekapselt hatte.

C. H.-M.: Sie schreiben, Ihr Interesse an der Vergangenheit, am Schicksal Ihres Großvaters, wurde 1996 beim Besuch des Weltausstellungsmuseums in Flushing Meadows geweckt, durch die Entdeckung der so genannten „time capsule“, die Alltagsgegenstände des Jahres 1939 für zukünftige Generationen aufbewahren sollte, während zur selben Zeit in Europa die Welt im Chaos versank. Spielte bei diesem zunehmenden Interesse nicht auch eine bestimmte Konstellation der Gegenwart eine Rolle, der Beginn der Wehrmachtausstellung und die Gedenkfeiern zum 50. Jahrestag des Kriegsendes im Jahre 1995?

Objektiv haben diese beiden Daten gewiss eine Rolle gespielt, die bundesrepublikanische Erinnerungskultur veränderte sich durch die beiden Ereignisse ja auf unterschiedliche Weise entscheidend. Die Geschichte der 1995 eröffneten sogenannten „Wehrmachtsausstellung“ dokumentiert besonders prägnant die Geschichtsdebatten der neunziger Jahre. Der offizielle Titel lautete „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 - 1944“. 1999 wurde diese Ausstellung wegen erheblicher Fehler zurückgezogen und anschließend in einer grundlegend überarbeiteten Konzeption gezeigt, ein Vorgang, der erneut hitzige öffentliche Debatten entfachte. Die entscheidende Wirkung beider „Wehrmachtsausstellungen“ bestand darin, Hunderttausende von Besuchern mit der Frage zu konfrontieren, ob auch Mitglieder der eigenen Familie an den Verbrechen des Nationalsozialismus beteiligt gewesen seien. Die wenig später publizierten „Familienromane“ versuchten ja auf die Schuldfrage dieser Ausstellung eine familienbiographische Antwort zu geben. Die Autoren dieser Bücher, wie ich meist keine Berufsschriftsteller, begannen die Familienarchive nach Dokumenten zu durchsuchen, die die Kriegsvergangenheit von Vätern und Großväter bezeugten. Die erbitterten Debatten vor allem um die erste „Wehrmachtsausstellung“ dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie Teil einer Erinnerungskultur waren, die 1995 ein ungewohnt pluralisiertes Geschichtsbild bot. Ohne des Revanchismus oder der Relativierung deutscher Schuld verdächtigt zu werden, konnte auch deutschen Bombenkriegsopfern, den Opfern von Flucht und Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten oder dem Schicksal deutscher Kriegsgefangener in sowjetischer Haft gedacht werden.
Selbstverständlich wurde auch ich durch die „Wehrmachtsausstellung“ wie die Pluralisierung der Erinnerung im Kontext des Gedenkjahres von 1995 beeinflusst, ohne diese beiden Ereignisse wäre mein Buch undenkbar. Subjektiv bedeutender waren für mich jedoch die geopolitischen Folgen des Jahres 1989, das ich, der ich 1983 nach Berlin (West) gezogen war, dort in all seinen Verläufen erlebt hatte. In meinem Buch beschreibe ich, wie mir die Wiederentdeckung des ehemaligen deutschen Ostens, von wo meine Mutter als Jugendliche 1945 geflohen war, dazu verholfen hat, der Vergangenheit meines Großvaters nachzugehen. Wäre der Eiserne Vorhang nicht verschwunden, so mein Gedankengang, wäre ich nicht ins heute polnische Hinterpommern gekommen, wo Wilhelm Crisolli als junger Offizier gelebt und er meine Großmutter kennen gelernt und geheiratet hatte. Meine häufigen Besuche in Hinterpommern lenkten meine Aufmerksamkeit schließlich auf die letzten Kriegsmonate meines Großvaters in der Toskana, riefen aber auch ein bis heute anhaltendes Interesse an den Geschicken der polnischen Nation hervor. In meiner Biographie besitzt das Jahr 1989 zwei Gesichter. Zum einen ist es ein politisches Ereignis, dessen Augenzeuge ich war, dank der Wiederkehr meiner Familiengeschichte aber auch ein mythenbildendes Ereignis. „Der Osten“ ist dabei der mich bis heute fesselnde stärkste Mythos.

Könnte man diese Bewusstwerdung mit Walter Benjamins Konzept des „Jetzt der Erkennbarkeit“ beschreiben, demzufolge erst eine bestimmte Konstellation der Gegenwart den Blick auf die Vergangenheit ermöglicht und die Vergangenheit gleichzeitig die Gegenwart erhellt?

Das kann man durchaus so beschreiben und ist auch von den Kritikern, die diesen Namen verdienen, genauso gesehen worden. In der „Süddeutschen Zeitung“ war zum Beispiel davon die Rede, dass ich, aber auch andere Verfasser von&Mac226;Familienromanen’, „messianische Mikrologen“ seien, „die wie Benjamin hinter jedem Komma die Pforte zum Paradies wittern. Oder das Tor zur historischen Wahrheit.“ Das trifft zu. Wie schon erwähnt, gilt aber, dass jeder Text ein Gewebe mannigfaltiger Lektüren ist. Auch für Benjamins Konzept habe ich deshalb keine bewusste Entscheidung getroffen. Wie vieles andere war dieses Lektüreerlebnis entscheidend für die intellektuelle Sozialisation meiner Generation. Ich könnte aber auch Marcel Proust oder den 2001 tödlich verunglückten deutschen Schriftsteller W.G. Sebald nennen, der meinte, es bestehe immer die Möglichkeit, dass einen unvermutet aus der Vergangenheit etwas einholt, das mitten ins Herz trifft.
Vergessen werden sollte aber auch nicht, dass in vielen Passagen meines Buches – deutlich vor allem bei meinen Reisen in die Toskana – die Psychoanalyse Pate stand, Reise, Traum und Unbewusstes sind auf ungefähr derselben Ebene angesiedelt. Überhaupt, um auch das an dieser Stelle zu betonen, spielt das Unbewusste in meinem Buch über weite Strecken eine viel größere Rolle als das Bewusstsein. Und weil es sich um eine Familienbiographie handelt, sind natürlich auch die ödipalen Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern von Bedeutung sowie meine Suche nach dem, was Mann und Männlichkeit heißt. Dennoch beschreibt Benjamins „Jetzt der Erkennbarkeit“ mein Verfahren ziemlich genau, wenngleich ich einschränkend hinzufügen muss, dass ich natürlich weder Erlösung noch Wahrheit erwartet habe. Die den Blick auf die Vergangenheit ermöglichende Konstellation der Gegenwart war in der Tat extrem günstig. Ich weise hier noch einmal auf die bereits erwähnte generationsbedingte Distanz zu den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges hin, sowie den allmählichen Wandel von Erinnerung in Geschichte, den wir gerade erleben.

C. H.-M.: Sie haben die Ermittlungen über Ihren Großvater bewusst abgebrochen, ohne Endgültiges erfahren zu haben. Am Ende Ihres Buches erkennen Sie die Notwendigkeit des Erinnerns an, plädieren aber auch für das Vergessen. Hat dieses Vergessen bei Ihnen eine ethische Dimension? Inwiefern enthält es auch die Frage der Vermittlung?

Es wäre falsch, von Abbruch in dem Sinne zu sprechen, dass meine Ermittlungen erfolglos geblieben wären. Am Ende wusste ich mehr über meinen Großvater als ich anfangs erwartet hatte und mehr als irgendjemand sonst in der Familie wusste. Richtiger wäre zu sagen, dass ich meine Recherchen deshalb beenden konnte, weil mir klar war, dass ich nichts mehr finden würde, was den Gehalt oder die Aussagen meines Buches nach drei Jahren Arbeit noch grundsätzlich hätte verändern können. Auch wenn ich noch mehr Details aneinandergefügt hätte, wäre kein vollständiges Bild entstanden. Von Abbruch kann also nur in dem Sinn die Rede sein, dass ich mich mit einer gewissen Unabschließbarkeit zufrieden gab. Außerdem befürchtete ich, mich in Nebensächlichkeiten zu verlieren, oder schlimmer, aus der geschichtlichen Vergangenheit, in die ich mich hineinversetzt hatte, nicht mehr herauszufinden. Irgendwann war es Zeit, meine Zeitreise zu beenden und zurückzukehren.
Was Erinnern und Vergessen angeht, ist zunächst festzustellen, dass jeder von uns ja erst vergessen muss, bevor er sich wieder erinnern kann. Und weil eins vom anderen nicht zu trennen ist, lässt sich auch eines nicht gegen das andere ausspielen, schon gar nicht moralisch. Eine Ethisierung der Erinnerung halte ich für ebenso unsinnig wie eine Ethisierung des Vergessens. Man sollte aus beidem kein Dogma machen und die Dialektik von Erinnern und Vergessen vom (meist polemisch-geschichtspolitischen) Kontext der Schuldverdrängung oder Schuldrelativierung ablösen.
Im Übrigen ist es ja vollkommen falsch zu glauben, Erinnern sei grundsätzlich eine moralisch gute, sinn- oder wertvolle Tätigkeit. In Deutschland ist ohnehin häufig unsäglich gefühlsbeladen von Erinnerung dann die Rede, wenn man besser von Geschichtsschreibung oder Geschichtspolitik reden müsste. Man hat vergessen oder will nicht wahrhaben, dass die Mobilisierung von Erinnerung durchaus handfesten Interessen an der Konstruktion bestimmter Geschichtsbilder dienen kann. Das Kollektivgedächtnis oder auch die Kollektivgedächtnisschwäche ganzer Nationen können so funktionieren. Die Erinnerung Russlands an den Zweiten Weltkrieg galt im Gedenkjahr 2005 dem Sieg über Deutschland, nicht aber dem repressiven Charakter der stalinistischen Diktatur, die diesen Sieg errang. Die 1940 im Massaker von Katyn ermordeten polnischen Offiziere passten ebenfalls nicht in die offizielle Geschichtsbetrachtung des Putinschen Russland. Wenn wir uns vergewärtigen, wie revanchistisch und mit welch katastrophalen Folgen man sich in Deutschland an den Versailler Frieden in der Zwischenkriegszeit erinnerte, weiß man, was Erinnerung oder das, was man dafür hält, anrichten kann. Was das Vergessen angeht, sollten wir uns eingestehen, dass wir ohne Vergessen gar nicht handlungsfähig, ja nicht einmal in der Lage wären, uns zu versöhnen. Darauf hat Jorge Semprun ebenfalls 2005 während einer Veranstaltung in Berlin hingewiesen. Mit Blick auf die heutige deutsch-polnische Grenze meinte der spanische Schriftsteller und ehemalige Buchenwald-Häftling, ohne Vergessen wäre die dort mittlerweile vorhandene Nachbarschaftlichkeit kaum möglich. Für die deutsch-französische Grenze gilt Ähnliches. Wie furchtbar wäre es, spielte Elsass-Lothringen im Kollektivgedächtnis der Deutschen oder Franzosen noch immer eine emotionale oder geschichtspolitische Rolle. Vergessen ist nicht notwendigerweise eine Schande, wohl aber die Verweigerung von Wissen. Über meinen Großvater konnte ich mich so weit selbst aufklären, dass ich seine sechzigjährige Existenz als unheimlicher Widergänger beenden konnte und ihn nun getrost vergessen kann. Es ist höchste Zeit den sich um den Begriff der Erinnerung rankenden Kitsch in Gestalt erbaulicher Pädagogisierung, Instrumentalisierung oder Emotionalisierung von Geschichte über Bord zu werfen.

Berlin, den 3. November 2006


Die französische Fassung dieses Textes erscheint in der französischen Germanistikzeitschrift Allemagne d’aujourd’hui (Nr. 178/2006), Dossier „Secrets de famille, non-dits ou tabous? Présence du passé national-socialiste dans la littérature allemande contemporaine“ unter der Leitung von Carola Hähnel-Mesnard.

résumés
version française
version allemande

Thomas MEDICUS

" Comprendre et non pas accuser, sans pardonner "
Retour sur le passé à l’époque de la post-mémoire

Né en 1953, Thomas Medicus est auteur et journaliste et vit à Berlin. Il a été rédacteur au Tagesspiegel et responsable des pages culturelles à la Frankfurter Rundschau dont il a été correspondant culturel à Berlin jusqu’au printemps 2006. Ensuite, il a été chercheur invité au Hamburger Institut für Sozialforschung. Son livre In den Augen meines Großvaters est paru en 2004 à la Deutsche Verlags-Anstalt. Ce livre tente de reconstituer les derniers mois dans la vie du général de la Wehrmacht Wilhelm Crisolli, tué par des partisans en septembre 1944 en Toscane. Cet entretien, mené à Berlin en novembre 2006, a été conduit et traduit en français par C. Hähnel-Mesnard.

Carola Hähnel-Mesnard : En dehors du destin de votre grand-père, votre livre tente de retracer un processus de prise de conscience concernant le rapport au passé. La tentative d’empathie " en faveur de la plus grande authenticité de l’expérience ", la tentative de connaître, de ressentir les sentiments que votre grand-père aurait pu avoir – le tabou brisé d’une empathie avec le " bourreau " est d’abord déconcertant – est relayée par le recours à des sources historiques et par l’interrogation de témoins de l’époque afin de reconstituer les circonstances de la mort de votre grand-père en Italie. Ensuite, vous répondez avec les moyens de la fiction aux énigmes qui apparaissent lors de votre enquête et aux incohérences des témoignages. Quel rôle joue pour vous le fictionnel pour la reconstitution du passé ?

Thomas Medicus : Laissez-moi d’abord dire quelque chose au sujet de l’empathie et ensuite sur le problème de l’authenticité. De là on pourra plus facilement passer au thème de la " fictionnalité ". Éprouver de " l’empathie " avec un " bourreau " a effectivement troublé certains critiques allemands. " A-t-on le droit d’aller jusque là ? " était la question rhétorique dans ce contexte. " Pourquoi pas " ou " Qui ou quoi interdit un tel procédé " est la question aussi bien rhétorique que je pose en retour. Se mettre à la place de personnages moralement douteux, voire méchants est le pain quotidien d’écrivains ou de scénaristes, et bien sûr plus d’un historien s’est déjà mis à la place de tel ou tel mauvais personnage de l’histoire mondiale. Pourquoi en exclure le national-socialisme ? Une des raisons pour de tels tabous est le malentendu très répandu que l’empathie est subjective, et du coup affirmative, alors que seulement les " représentations objectives " seraient " critiques ". Celui qui, comme moi, approche son grand-père de façon empathique – telle la crainte ou l’insinuation – ressentirait de la sympathie et tomberait ainsi dans des abîmes moraux inacceptables. Je pense que de telles équations sont profondément erronées, une raison pour moi d’éviter le terme " empathie " (" Einfühlung ") qui, en allemand, provoque facilement des malentendus et tend vers le kitsch.
Pourquoi avoir quand même choisi la voie de l’empathie ? Au début de mes recherches, je ne savais quasiment rien sur mon grand-père. Je savais seulement qu’il était né à Berlin en 1895 et qu’il était décédé en septembre 1944 en Italie, dans une embuscade de partisans. Si je voulais savoir le plus de choses possible sur Wilhelm Crisolli, il ne me restait qu’une approche qui ne pouvait se limiter à la collection de simples faits. Comme l’exprime le titre de mon livre, j’ai risqué l’expérience de découvrir avec quel regard l’officier de carrière qu’était mon grand-père observait son monde et quelles expériences je pouvais lire dans son regard que je trouvais fixé sur différents portraits photographiques. Ce qui m’importait n’était pas seulement l’histoire des mentalités d’un officier qui avait servi dans trois armées, celle de l’Empire, de la République de Weimar et du Troisième Reich. Je tenais aussi à ce que, en tant que petit-fils et auteur, je ne m’élève pas dès le début au-dessus de mon grand-père et me procure ainsi une preuve de supériorité morale en présentant dans mon livre Wilhelm Crisolli comme une personnification du mal. Cela n’aurait été rien d’autre qu’un cliché habituel et aurait, en plus, limité mon intérêt de connaissance. Ce qui m’intéressait le plus était la question : où était passé ce grand-père, sur lequel on gardait le silence, dans la mémoire familiale de l’après-guerre et quel rôle, conscient ou inconscient, il jouait pour les différents membres de ma famille ? J’ai été moi-même étonné de constater à quel point mon complexe militaire d’origine que j’ai seulement découvert à travers mon livre, a influencé ma socialisation. Dans les années 1950, ce complexe a pris une forme civile et il a fortement influencé la conscience familiale d’appartenir à une élite sociale qui n’attendait rien de la guerre, peu de l’armée, mais d’autant plus de l’éducation, de la prospérité et de l’étiquette. C’est la raison pour laquelle dans mon livre, mon grand-père militaire joue, entre autres, aussi quelque chose comme le rôle d’un alter ego. Pendant longtemps, son métier de guerrier me terrifiait, mais à ma grande surprise et en contradiction avec la civilité de mon éducation j’ai découvert que sa virilité militaire m’avait aussi inconsciemment fasciné. Lorsqu’on ne se contente pas de faits, on ne peut plus non plus fuir les phantasmes.
C’est là qu’entre en jeu la fonction de la fictionnalisation. Elle se fait sans exception sur la base de faits, elle n’a donc rien à voir avec l’invention littéraire de réalités entièrement fictionnelles. C’est pourquoi j’utilise le terme d’authenticité plutôt de façon ironique. Comme l’auteur autrichien Norbert Gstrein, qui vit à Hambourg, je pratique également un " jeu avec des faits et des fictions ". En aspirant à l’expérience authentique, je suis conscient de ne jamais pouvoir atteindre une telle expérience. La fictionnalisation est un outil essentiel de mes tentatives de reconstitution. Il s’agissait pour moi de rendre concrets des processus historiques et des socialisations englobant plusieurs générations, mais aussi de comprendre l’efficacité à long terme des modèles de perception de mon grand-père. Je soutiens par exemple dans mon livre que Wilhelm Crisolli perçoit la Toscane avec le regard aussi bien d’un officier des chasseurs de l’Empire que d’un junker prussien. Raison pour laquelle il se méprend sur la Seconde Guerre mondiale en la considérant comme le retour de la Grande Guerre ; la Toscane est perçue suivant le monde de la petite aristocratie et de la bourgeoisie de Poméranie, en déclin déjà depuis les années 1920. De tels malentendus ne se laissent prouver ni par des témoignages ni à l’aide de quelconques documents des archives familiales. Mais quand on connaît les conditions sociales à l’Est de l’Elbe entre les deux guerres ainsi que leur histoire, cette hypothèse est tout à fait plausible. De plus, je tiens la condition spécifique de l’officier des chasseurs Crisolli, fidèle à l’Empereur, également pour responsable de sa dureté lors du combat contre les partisans en Toscane en 1944. Pour cette thèse aussi il serait difficile de trouver une preuve scientifique, mais grâce à la fiction littéraire, un tel lien se laisse affirmer de façon concluante.
Il en résulte une autre fonction importante de la fictionnalisation. Puisqu’elle se donne à voir de façon autoréflexive, on ne suggère pas au lecteur que la réalité décrite ici serait supérieure ou inférieure à celle des archives et de l’historiographie ou aux mondes sensibles auxquels on accède par empathie. Les passages fictionnels se situent sur le même niveau que les autres types de textes, ce qui m’intéresse, ce sont les lignes de rupture ainsi que la friction qui en résulte. Je ne voudrais pas dicter au lecteur ce qu’il doit penser, mais au contraire le faire participer au travail d’interprétation de l’auteur. Cela crée des malentendus auprès de lecteurs qui s’attendent à un message moral. En Allemagne, le succès est toujours garanti à celui qui engendre le plus de sentiments de culpabilité possible.

C. H.-M. : Pourquoi avez-vous choisi pour votre livre une forme dépassant un seul genre, une composition entre essai d’histoire culturelle, autobiographie et roman ? Quelle signification accordez-vous à cette forme ?

T.M. : Reconstituer la biographie entière de mon grand-père, qui à la fin était Général sans toutefois avoir été un militaire d’une importance historique, ne m’a jamais intéressé. La reconstitution de quelconques entités a pour moi quelque chose d’idéologique, la narration linéaire m’ennuie. Qu’est-ce que c’est le début, la fin, le tout ? Personne ne le sait. Certains critiques de mon livre ont regretté l’absence de " contexte historique global ". Je ne sais pas ce que cela est. La répétition du déroulement de l’histoire telle qu’on le connaît ou la transposition de dates historiques à la biographie de Wilhelm Crisolli ? Je ne ressentais pas le besoin de compléter ; conscient du caractère inachevable de mon entreprise, je me contentais de fragments. C’est la raison pour laquelle je mets au centre le fragment biographique dont j’ai pu reconstituer les contours grâce aux quelques objets hérités à la mort de ma grand-mère. Mon point de départ archivistique était une cinquantaine de photographies, une lettre manuscrite de mon grand-père, son passeport, son livret militaires ainsi que quelques rares autres documents. De tout cela se dégageait une période de trois mois et demi, de mai à septembre 1944, la fin de la vie de mon grand-père en Italie. Ensuite, j’ai tenté de placer ce matériel dans son contexte, ce qui n’était toutefois pas possible avec les seules déclarations des quelques témoins encore vivants que j’ai interrogés.
La principale raison pour la forme que j’ai choisie est une mémoire qui ne peut plus se fier à elle-même et qui est devenue autoréflexive en raison de la distance temporelle sui nous sépare des événements historiques de la Seconde Guerre mondiale. Puisque pour nous le souvenir est largement devenu de l’histoire, je tourne autour de mon objet par des détours labyrinthiques, j’essaie de m’approcher de lui en observant mon grand-père à travers différents points de vue et à l’aide de différents supports de la mémoire. Les souvenirs de ma mère et de sa cousine, les derniers membres vivants de la famille qui avaient encore connu Wilhelm Crisolli, sont assemblés avec les matériaux des dossiers trouvés dans des archives d’histoire militaire et dans d’autres archives scientifiques, mais ils sont également confrontés aux résultats de la recherche historiographique critique. Les pièces de dossier, les témoignages ou les photographies se sont ainsi révélés être des correctifs mutuels qui faisaient apparaître comme trompeur le strict antagonisme entre faits documentaires et fictions. J’ai choisi cette forme ouverte pour apprécier à leur juste valeur la contradiction, la complexité, mais aussi le hasard des événements. J’ai surtout évité les instructions morales aux lecteurs en préservant, autant que possible, l’ambiguïté de mon matériel de recherche. Il est par ailleurs difficile d’attendre autre chose d’un auteur appartenant à une génération qui, à l’université, a été formée avec les théories de la déconstruction et du post-structuralisme. Au fond, je n’ai rien fait d’autre que de décaler, avec les éléments de la modernité littéraire ou de la philosophie postmoderne, les coordonnées du discours sur la mémoire de la République fédérale. Du reste je crois qu’à l’avenir, la forme du souvenir sera d’une importance décisive. Nous savons de quoi nous devons nous souvenir, mais comment et à quelle fin, cela n’est pas clair.

C. H.-M. : Votre approche du passé s’effectue à travers une perception très sensorielle de paysages, d’abord de façon quasiment inconsciente à travers les paysages fortement imprégnés par la mémoire de l’Est de l’Europe, ensuite, à l’opposé, à travers le paysage méridional de la Toscane. Est-ce que la nature ou le paysage ont pour vous une signification métaphorique ou allégorique ? Quel rôle jouent pour vous les descriptions ?

T. M. : On pourrait désigner mon regard sur les paysages comme souvenir figuratif. Ce procédé résulte bien sûr aussi du fait que mon livre participe en partie du genre " récit de voyage " ou " souvenirs de voyage ". À la recherche de mon grand-père je me suis retrouvé en Pologne, dans les pays baltes, en Allemagne, à Berlin, en Franconie et en Lusace, mais surtout en Toscane. Lorsqu’en tant qu’Allemand on voyage en Italie, on le fait bien sûr avec l’horizon d’une riche tradition littéraire, qu’on pense seulement aux séjours italiens de Goethe, Heine ou August von Platen. Ce dernier joue un certain rôle dans mon livre, car un de ses descendants faisait partie des officiers supérieurs de Wilhelm Crisolli en Italie. J’ai été influencé par les Scènes de la vie d’un propre à rien de Eichendorff, mais aussi par le fragment Andreas de Hugo von Hofmannsthal sur lequel je me suis penché très longtemps et qui me fascine encore aujourd’hui. Les textes littéraires sont toujours tissés de différents codes et voix, dans mon livre ce n’est pas autrement.
D’un point de vue poétologique, les descriptions de paysages jouent pour moi un rôle de toute première importance. Sans la perception ou la description de paysages, mon écriture ne serait probablement pas du tout possible. Parmi les éléments qui m’inspirent, les paysages occupent la première place. Je communique avec eux, j’essaie de les lire, de déchiffrer leur histoire. Les paysages sont pour moi des allégories de la mémoire, les médias les plus importants du souvenir aussi bien volontaire qu’involontaire. Je dégage une couche historique après l’autre et j’essaie dans mon imagination d’annuler les changements visibles et de faire retour en arrière dans le temps. Y aurait-il la possibilité du voyage dans le temps, je le ferais. La description de paysages me procure une grande partie du plaisir dans l’écriture et constitue la majeure partie du travail sur le texte, car il s’agit là de voyages imaginaires dans le temps. Je laisse à d’autres l’interprétation pour savoir si le résultat peut se désigner comme une histoire naturelle. Le lien entre la " déconstruction de mythes familiaux et l’affranchissement d’un discours esthétique sur le paysage " dans mon livre a été récemment démontré par Anne Fuchs, germaniste au University College de Dublin .
Mes propres réflexions lors de l’écriture de mon livre étaient telles que je ne pouvais même pas imaginer la biographie de personnes sans le paysage qui les entoure, d’une certaine manière je regardais la personne et le paysage comme une sorte d’unité mythique. Pour moi, le paysage est l’élément décisif qui marque les sociétés rurales ou des petites villes. Peut-être en est-il un petit peu comme chez Fernand Braudel : dans son épopée sur la Méditerranée, la géographie conduit à la découverte d’une " histoire quasiment immobile ". Dans mon prochain livre qui aura pour sujet la Bohème et qui, de là, mène de nouveau en Italie, mais également aux États-Unis, je réutiliserai ce procédé tout en essayant de l’élargir. La Bohème du Nord apparaîtra comme un paysage thermal, industriel, de guerre et d’émigration ; chacun de ces paysages sera représenté par une autre biographie. Car mon regard sur les paysages essaie de rendre visible le passé dans le présent, les allégories de l’impérissable sont également en jeu. Que rien ne disparaît, mais revient sous une forme transformée est un principe poétique. Mais peut-être est-ce seulement le regard de quelqu’un qui comme moi a grandi à la campagne et qui a l’habitude d’interpréter le changement des saisons grâce aux différents signes du paysage et du ciel.

C. H.-M. : Vous vous sentez appartenir à la troisième génération, la génération des petits-enfants. Comment définiriez-vous cette génération qui inclut également des auteurs nés dans les années 1960/1970 et qui ont un horizon d’expérience tout à fait différent par rapport au passé ?

T. M. : Bien sûr je n’appartiens à la troisième génération qu’en ce qui concerne mon grand-père. Mais par rapport à la Seconde Guerre mondiale, ce rapport généalogique est pour moi déterminant, car mon père est mort il y a 35 ans déjà. Les différentes classes d’âge se distinguent évidemment les unes des autres. La cohorte de la génération des petits-enfants à laquelle j’appartiens occupe plutôt une position intermédiaire. Non seulement entre père et grand-père, mais aussi sur le seuil entre mémoire communicative et mémoire culturelle. Certaines choses sont pour moi encore du souvenir, beaucoup est déjà de l’histoire. Ceux qui sont nés comme moi entre 1950 et 1960 sont considérés comme les " enfants de la consommation ". Certes, nous pouvons encore nous souvenir de quelques ruines de guerre dans les grandes villes, mais ce qui nous a marqué étaient le miracle économique en Allemagne fédérale ainsi que le passage des conservateurs à la coalition sociale-libérale en 1969, avec Willy Brandt comme figure symbolique représentative. Le changement des valeurs vers une culture de l’épanouissement personnel était également déterminant.
Ceux qui sont nés entre 1960 et 1970 sont les enfants de la crise. Ils ont connu des récessions économiques avec deux chocs pétroliers et ont été marqués par la conscience progressive de la fin de la croissance industrielle. En général, l’expérience du national-socialisme ne joue plus de rôle décisif pour la biographie des enfants de la consommation et de la crise, qui sont tous nés après la guerre. Mais concernant la conscience du passé de leurs parents et grands-parents ainsi que leur propre façon d’aborder l’existence, la Seconde Guerre mondiale et l’Holocauste étaient présents de différentes façons. Personnellement je me souviens encore du silence éloquent et de la parole gardant le silence sur le passé national-socialiste de mes parents et de mes deux grand-mères. À la recherche de mon grand-père, je me suis consciemment placé dans une lignée généalogique et générationnelle tout en acceptant l’expérience déroutante de devoir intégrer également des crimes de guerre dans la mémoire familiale. Cette perspective historique du roman générationnel est certainement l’élément commun des livres des enfants de la consommation et de la crise. On veut comprendre et non pas accuser, sans toutefois pardonner – somme toute pas une chose facile sur le plan émotionnel. Pour être précis, il faut toutefois ajouter qu’en Allemagne, ce sont jusqu’à présent les livres des enfants de la guerre, de ceux qui ont aujourd’hui entre 60 et 65 ans, qui dominent, et la plupart de ces publications ont le caractère d’une confession auto-thérapeutique. Les romans familiaux des générations plus jeunes étaient jusqu’à aujourd’hui en minorité, mais là aussi se dessine peu à peu une évolution.
À mon avis, l’actuel roman familial constitue la transition vers une représentation littéraire progressive de l’histoire contemporaine de la Seconde Guerre mondiale. Dans la littérature contemporaine espagnole, les conséquences familiales de la guerre civile font depuis un certain temps déjà l’objet d’un traitement fictionnel. En Allemagne, il y avait pendant longtemps une sorte de commandement moral de vérité et d’authenticité qui a eu pour conséquence une interdiction d’images littéraires et qui a rendu taboues les représentations correspondantes (qui ont toutefois existé). Soixante ans après la fin de la Seconde Guerre mondiale, la situation a changé. Mais le roman à scandale Endstufe (" Stade final ") de Thor Kunkel, paru en 2004, a montré à quel point ce terrain est encore miné. En revanche, le roman familial Es geht uns gut (" On se porte bien ") de l’auteur autrichien Arno Geiger, né en 1968, qui a reçu, en 2005, le Prix du livre allemand (" Deutscher Buchpreis ") signifiait un véritable progrès littéraire. Mais il faut espérer voir émerger de nouvelles formes narratives qui se soucient de la signature totalitaire du 20e siècle. Je trouve que de futurs écrivains pourraient apprendre beaucoup des auteurs de la première génération, comme par exemple d’un Jorge Semprun.

C.-H. M. : Quelle est votre position par rapport aux critiques qui voient en votre livre une réhabilitation de votre grand-père et qui le caractérisent comme " littérature de justification " ?

T. M. : Tout ce que j’ai dit jusqu’à présent devrait rendre inutile une réponse à cette " critique ", également parce qu’elle est diffamatoire. Ceux qui ont lu mon livre savent que le reproche qu’il s’agirait d’une euphémisation est faux. Je mène entre autres une sorte de procès par indices contre mon grand-père qui ne se termine pas par un acquittement. Les " critiques " dont vous parlez se distinguent surtout par le fait de se taire sur la majeure partie de mon livre. Les portraits des trois femmes par exemple, qui représentent trois façons différentes de se taire sur le passé national-socialiste en Allemagne fédérale, ne sont même pas mentionnés. Il en est de même de la forme littéraire qui dépasse un seul genre. Ce qui les intéresse, c’est de ramener la pluralité des perspectives et la polyphonie de mon livre à une " histoire de nazi ". Bien sûr mon grand-père est au centre, sa participation à des crimes de guerre ainsi que l’élucidation des événements de la guerre en Italie est, parfois plus, parfois moins, un leitmotiv évident. Mais ce qui me préoccupait le plus dans ce contexte, étaient les conséquences trans-générationnelles du national-socialisme dans une famille allemande d’après-guerre, une stratégie d’éclaircissement de soi-même qui n’est pas atypique pour ma génération. La différence entre les discours mémoriels de la deuxième et de la troisième génération n’est même pas présente chez ces critiques, ils ne semblent même pas avoir conscience qu’il y a ici un conflit de générations. Au lieu de cela, le discours moralisateur de l’accusation, typique pour les soixante-huitards, est utilisé de façon normative, celui qui pense autrement, est diffamé. Or, la troisième génération tient un autre discours sur le passé et elle a atteint un autre degré de réflexion que l’ancienne génération de 1968. Le discours de culpabilité de l’ancienne République fédérale, opérant avec le repentir, l’expiation et la consternation, est devenu obsolète et il a perdu sa force de lien social. Nous vivons à l’époque de la post-mémoire où – cela est également dû à la disparition des témoins – il n’y a presque plus de souvenirs ou d’expériences individuels qui pourraient directement se rattacher à l’époque de la Seconde Guerre mondiale. Les critiques dont vous parlez ignorent tout cela aussi bien qu’ils ignorent la transformation de la constellation historique et politique après 1989. Depuis, ce n’est pas seulement l’époque du national-socialisme qui est devenue histoire, mais également l’ancienne République fédérale et la RDA. Notre perception du national-socialisme et de la guerre n’est donc plus qu’une perception indirecte et les politiques de l’histoire des deux États allemands, qui représentent deux réponses différentes au Troisième Reich, sont également devenues obsolètes et historiques. Qui me reproche d’euphémiser, de justifier, voire de relativiser la culpabilité à travers les changements du discours sur la mémoire après 1989, ne fait que démontrer qu’il a perdu depuis longtemps le pouvoir d’interprétation sur l’histoire du national-socialisme. Je pense que nous nous trouvons dans un état de désorientation productive où nous devons nous demander quelles devront être à l’avenir les représentations symboliques du " passé allemand ". De nouvelles stratégies narratives autoréflexives montrent qu’il ne s’agit plus d’une " maîtrise du passé ", mais de quelque chose comme une esthétique de la mémoire. Espérons que le recours abusif à l’histoire comme théologie substitutive pourvoyeuse de sens est terminé.

C. H.-M. : Est-ce que votre grand-père représente pour vous une figure héroïque ? Et est-ce que dans votre roman familial, votre père, appelé sous les drapeaux en 1939, jouerait alors le rôle de l’anti-héros ?

T. M. : On m’aurait très mal compris si mon grand-père se manifestait aux lecteurs de mon livre comme un héros. J’espère que ce malentendu n’apparaît même pas. Je ne saurais même pas dire pourquoi mon grand-père serait un héros. Les actions héroïques militaires, qu’il y avait sans doute aussi dans la Wehrmacht pendant la Seconde Guerre mondiale, sont toujours douteuses dans la mesure où elles servaient à légitimer un régime totalitaire et ses guerres d’agression et d’idéologie raciste. Toute gloire militaire provoque jusqu’à aujourd’hui en Allemagne un mauvais arrière-goût, les héros militaires sont peu aimés, les monuments aux morts qu’il y a évidemment aussi dans ce pays, sont une affaire à double tranchant. Non, il m’importait toute autre chose. Comme je l’ai déjà dit, l’empathie joue un rôle important, mais plutôt comme une phase préliminaire à un autre niveau de la représentation. Ce qui m’a surtout intéressé étaient les constellations biographiques pendant la guerre et l’après-guerre. Un général allemand de la Wehrmacht qui en 1944 est mortellement blessé dans une embuscade de partisans en Toscane, et qui porte le nom de famille italien Crisolli – cette constellation aussi bien complexe que contingente m’apparaissait, malgré son caractère réel, comme une matière romanesque, comme un défi littéraire. C’est la raison pour laquelle j’ai essayé de reconstituer la vie de mon grand-père à partir de sa mort énigmatique ; personne dans ma famille ne connaissait le déroulement exact de l’embuscade ni les raisons.
Mon grand-père serait plutôt un héros tragi-comique, son destin, et aussi sa fin, sont en partie tellement grotesques qu’on pourrait en rire. Le comique d’un général allemand de la Wehrmacht parlant couramment l’italien et portant le nom de Wilhelm Crisolli, qui prend ses quartiers dans des villas toscanes, qui aime faire la conversation avec les maîtresses de maison en buvant le thé, qui considère que les hommes italiens sont des lavettes et qui, finalement, est par hasard victime d’une embuscade de partisans, tout cela semble inventé, mais c’est la réalité historique. Ma stratégie d’accentuer les constellations et les situations dans lesquelles les personnes se trouvent prises, est au fond anti-héroïque et constitue la tentative de rendre au quotidien historique sa banalité. C’est pourquoi mon père est moins un anti-héros qu’un personnage secondaire (la présentation de sa biographie devrait être l’objet d’un autre livre). Sa fonction est de représenter une autre génération. Mon père avait dix-huit ans en 1939, il a passé le " baccalauréat de guerre " (Notabitur) et peu après, il est allé au front (en tant qu’officier du Service de santé). Faisant partie de ces rapatriés de guerre typiques que la défaite militaire de l’Allemagne a poussés dans une longue et profonde crise de virilité peut-être jamais dépassée, il porte, en effet, les traits d’un anti-héros tragique. Car en 1945, il en était définitivement fini de la virilité que le prussien Wilhelm Crisolli, né sous l’Empire, a pu encore vivre entièrement. Ce qui m’intéressait le plus dans le cas de mon père, c’était la brusque chute d’une biographie à succès ouest-allemande à l’intérieur de laquelle la Seconde Guerre mondiale s’était enkystée de façon presque invisible.

C. H.-M. : Vous écrivez que votre intérêt pour le passé et pour le destin de votre grand-père a été suscité en 1996 lors de la visite du musée des expositions mondiales à Flushing Meadows. C’est là que vous avez découvert la " capsule temporelle " destinée à sauvegarder pour des générations futures des objets du quotidien de l’année 1939, alors qu’à la même époque, l’Europe a sombré dans le chaos. Est-ce qu’une certaine constellation du présent n’a pas également éveillé votre intérêt, si on pense en 1995 aux commémorations du cinquantième anniversaire de la fin de la guerre et au début de l’exposition sur les crimes de la Wehrmacht ?

T. M. : Objectivement, ces deux événements ont certainement joué un rôle, dans la mesure où ils ont transformé de façon décisive et différente la culture mémorielle en Allemagne. L’histoire de " l’exposition sur la Wehrmacht " inaugurée en 1995 documente de façon particulièrement significative les débats sur l’histoire des années 1990. Le titre officiel était " Guerre d’extermination. Crimes de la Wehrmacht 1941-1944 ". En 1999, cette exposition fut retirée à cause d’erreurs considérables et elle a ensuite été montrée dans une conception entièrement retravaillée – une procédure qui de nouveau a déclenché des débats publics passionnés. L’effet décisif de ces deux expositions venait du fait qu’elles confrontaient des centaines de milliers de visiteurs à la question de la participation, ou non de membres de leurs propres familles aux crimes du national-socialisme. Les " romans familiaux " publiés quelque temps après ont essayé de donner une réponse à la question de la culpabilité soulevée par cette exposition, à partir de la biographie familiale. Les auteurs de ces livres qui, comme moi, ne sont souvent pas des auteurs professionnels, ont commencé à fouiller les archives de famille à la recherche de documents attestant du passé des pères et grands-pères pendant la guerre. Les débats acharnés autour de la première exposition ne doivent pas empêcher de voir qu’ils faisaient partie intégrante d’une culture mémorielle qui, en 1995, a proposé une vision de l’histoire inhabituellement plurielle. Sans être soupçonné d’être revanchard ou de relativiser la culpabilité allemande, on pouvait également se souvenir des victimes allemandes des bombardements, des victimes de l’exode et des expulsions des territoires de l’Est ou du destin des prisonniers de guerre allemands en détention soviétique.
Évidemment moi aussi, j’ai été influencé par " l’exposition sur la Wehrmacht " et la pluralisation de la mémoire dans le contexte de l’année commémorative 1995, sans ces deux événements mon livre aurait été impensable. Mais d’un point de vue subjectif, les conséquences géopolitiques de l’année 1989 que j’ai vécue de tout près, ayant déménagé en 1983 à Berlin (Ouest), ont été plus importantes pour moi. Je décris dans mon livre comment la redécouverte des anciens territoires de l’Est d’où ma mère a fui en tant qu’adolescente en 1945, m’a aidé à remonter le passé de mon grand-père. Si le rideau de fer n’avait pas disparu, ainsi est mon raisonnement, je ne serais jamais venu dans la Poméranie aujourd’hui polonaise où Wilhelm Crisolli a vécu en tant que jeune officier et où il a fait la connaissance de ma grand-mère qu’il a ensuite épousée. Mes nombreuses visites en Poméranie ont finalement attiré mon attention sur les derniers mois de guerre de mon grand-père en Toscane, mais elles ont également provoqué un intérêt qui dure jusqu’à aujourd’hui pour le destin de la nation polonaise. Dans ma biographie, l’année 1989 a deux visages. D’une part un événement politique dont j’ai été témoin, mais d’autre part aussi un événement producteur de mythes grâce au retour de mon histoire familiale. " L’Est " est pour moi jusqu’à aujourd’hui le mythe qui me capte le plus.

C. H.-M. : Est-ce qu’on pourrait désigner cette prise de conscience par ce que Walter Benjamin entend par " Maintenant de la connaissabilité " (" Jetzt der Erkennbarkeit "), concept selon lequel seul une certaine constellation du présent permet une connaissance du passé et qu’inversement le passé éclaire en même temps le présent ?

T. M. : Cela peut tout à fait se décrire comme cela et les critiques qui méritent ce nom l’ont également vu ainsi. Dans la Süddeutsche Zeitung, il était par exemple question que moi, mais aussi d’autres auteurs de " romans familiaux ", nous étions des " micrologues messianiques " " qui comme Benjamin flairent derrière chaque virgule la porte du paradis. Ou la porte de la vérité historique ". Cela est juste. Mais comme je l’ai déjà dit, chaque texte est un tissu fait de nombreuses lectures. C’est pourquoi je n’ai pas non plus opté de façon consciente en faveur du concept de Benjamin. Comme beaucoup d’autres choses, cette expérience de lecture était décisive pour la socialisation intellectuelle de ma génération. Mais je pourrais également mentionner Marcel Proust ou W.G. Sebald, décédé en 2001, qui pensait qu’il y avait toujours la possibilité que quelque chose du passé vous rattrape inopinément et vous touche en plein cœur.
Il ne faudrait pas oublier non plus que dans de nombreux passages de mon livre – surtout lors de mes voyages en Toscane – la psychanalyse a exercé une influence déterminante. Le voyage, le rêve et l’inconscient se situent à peu près sur le même niveau. De façon générale, il faut le souligner, l’inconscient joue dans une grande partie de mon livre un rôle plus important que la conscience. Et comme il s’agit d’une biographie familiale, les relations œdipiennes entre les membres de la famille ont évidemment aussi une importance ainsi que ma quête de ce que signifient l’homme et la virilité. Toutefois le concept benjaminien du " Maintenant de la connaissabilité " décrit mon approche assez précisément, bien que je doive ajouter qu’évidemment je ne m’attendais pas à la rédemption ni à la vérité. La constellation du présent permettant le regard sur le passé était en effet très favorable. Je rappelle ici encore une fois la distance générationnelle par rapport aux événements de la Seconde Guerre mondiale et la transformation progressive des souvenirs en histoire que nous sommes en train de vivre.

C. H.-M. : Vous avez volontairement interrompu les investigations sur votre grand-père sans avoir appris quelque chose de définitif. À la fin de votre livre vous reconnaissez la nécessité de se souvenir, mais vous plaidez également pour l’oubli. Est-ce que cet oubli a chez vous une dimension éthique ? Dans quelle mesure il contient également la question de la transmission ?

T. M. : Il serait faux de parler d’interruption dans le sens où mes investigations auraient été sans résultat. À la fin j’en savais plus sur mon grand-père que ce que j’avais espéré au début et j’en savais plus que n’importe quel autre membre de ma famille. Il serait plus juste de dire que j’ai pu terminer mes enquêtes parce que je savais bien que je ne trouverais plus rien qui puisse encore fondamentalement changer le contenu et le message de mon livre après trois ans de travail. Même si j’avais rassemblé plus de détails encore, il n’y aurait pas eu de tableau complet. On ne peut donc parler d’interruption que dans le sens où je me suis contenté d’un certain caractère inachevable. De plus je craignais de me perdre dans des détails sans importance ou pire, de ne plus pouvoir sortir du passé historique dans lequel je m’étais plongé. Un jour il était temps de terminer mon voyage dans le temps et de revenir.
En ce qui concerne le souvenir et l’oubli, on peut d’abord constater que chacun de nous doit d’abord oublier avant de pouvoir se souvenir. Et comme l’un ne va pas sans l’autre, on ne peut pas non plus se servir de l’un contre l’autre, surtout pas moralement. Je pense qu’attribuer une valeur éthique au souvenir est aussi insensé qu’en attribuer une à l’oubli. Des deux il ne faudra pas faire de dogme et il faudra séparer la dialectique du souvenir et de l’oubli du contexte (souvent polémique et déterminé par la politique de l’histoire) du refoulement ou de la relativisation de la culpabilité.
Par ailleurs il est complètement faux de croire que, fondamentalement, le souvenir était une activité moralement bonne, sensée et précieuse. En Allemagne, on parle souvent de façon très émotionnelle du souvenir, alors qu’il vaudrait mieux parler d’historiographie ou de politique de l’histoire. On a oublié, ou on ne veut pas admettre que la mobilisation du souvenir peut tout à fait servir à des intérêts évidents dans la construction de certaines visions de l’histoire. La mémoire collective ou aussi la défaillance de la mémoire collective de nations entières peuvent fonctionner ainsi. Dans l’année commémorative 2005, le souvenir de la Seconde Guerre mondiale en Russie se concentrait sur la victoire sur l’Allemagne, mais ne tenait pas compte du caractère répressif de la dictature stalinienne qui a obtenu cette victoire. Les officiers polonais assassinés en 1940 lors du massacre de Katyn ne rentraient pas non plus dans la vision officielle de l’histoire de la Russie de Poutine. Si nous nous rappelons avec quel revanchisme l’Allemagne s’est souvenue du Traité de Versailles dans l’entre-deux-guerres et quelles en étaient les conséquences catastrophiques, on sait ce que le souvenir ou ce qu’on tient pour le souvenir, peut provoquer. Quant à l’oubli, il faudrait reconnaître que sans l’oubli nous serions incapables d’agir et que nous ne serions même pas en mesure de nous réconcilier. C’est ce que Jorge Semprun a fait remarquer lors d’une manifestation à Berlin en 2005. Pensant à l’actuelle frontière germano-polonaise, l’écrivain espagnol, ancien déporté à Buchenwald, disait que sans l’oubli, le bon voisinage qu’on observe entre temps là-bas ne serait guère possible. Pour la frontière franco-allemande, la situation est semblable. Ne serait-ce pas terrible si l’Alsace-Lorraine jouait encore un rôle émotionnel ou était un objet de la politique de l’histoire dans la mémoire collective des Allemands ou des Français. L’oubli n’est pas forcément une honte, contrairement au refus du savoir. En ce qui concerne mon grand-père, j’ai pu récolter suffisamment d’éléments pour moi-même de façon à pouvoir mettre fin à ses soixante ans d’existence en tant que fantôme inquiétant ; à présent, je peux l’oublier sans crainte. Il est grand temps de se débarrasser du kitsch qui se tisse autour de la notion du souvenir sous forme de pédagogisation édifiante, d’instrumentalisation ou d’émotionnalisation de l’histoire.